Sicher ist dir auch bereits schon einige Male aufgefallen, dass dein Urin nicht jeden Tag die gleiche Färbung hat. Dazu gibt es noch tageszeitliche Schwankungen, denn meist ist unser Harn morgens dunkler und riecht intensiver. Vermutlich weißt du auch von Arztterminen, dass du "nüchtern" (ohne vorherige Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme) kommen musst und deinen Morgenurin mitbringen oder vor Ort abgeben sollst. Aus der Menge und Beschaffenheit des Urins lassen sich bereits viele mögliche Erkrankungen ablesen. Was hat es mit der unterschiedlichen Färbung deines Harnes auf sich? Wann kannst du über Farbe, Geruch und Menge beruhigt sein und wann solltest du hellhörig werden (oder zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen)?

Grundsätzliches zur Nierenfunktion

Die normalerweise paarweise angelegten Nieren haben die Aufgabe, dein Blut von Giftstoffen zu reinigen. Ein anspruchsvoller Job, wenn man bedenkt, das täglich (und zwar Tag für Tag, Jahr für Jahr) fast 2000 Liter Blut durch den Körper eines Erwachsenen über die Nieren geleitet und gefiltert werden. Somit kann man sich die Wichtigkeit und Leistungsfähigkeit der ca. faustgroßen Organe vorstellen. Aber die Nieren filtern nicht nur das Blut von Schad- und Fremdstoffen, sondern regulieren auch den Elektrolythaushalt, den Blutdruck und sind wichtig für die Hormonproduktion. Der im Nierengewebe gebildete Harn tropft in das Nierenbecken, das in den Harnleiter mündet. Von jeder Niere führt ein Harnleiter zur Blase. Ist diese gefüllt (Fassungsvermögen ca. ein Liter), verspürst du das dringende Bedürfnis ein stilles Örtchen aufzusuchen …

Urin – Menge

Das Ergebnis der umfangreichen Reinigungsarbeiten unserer Nieren siehst du beim täglichen Wasserlassen. Bis zu zwei Litern Wasser scheidet ein gesunder Erwachsener pro Tag über die Blase aus. Die Menge ist auch abhängig von der täglichen Wasseraufnahme. Sportliche Betätigung, schweißtreibende Arbeiten, klimatische Verhältnisse oder gewisse Erkrankungen (z. B. Diabetes, Fieber, Durchfälle) können einen Einfluss auf die Menge der Ausscheidungen haben.

Urin – Geruch

Über den Geruch des eigenen Urins macht man sich sicher wenig Gedanken. Hat man sehr viel Flüssigkeit zu sich genommen und der Urin ist daher wenig konzentriert, nimmt man seinen Geruch kaum wahr. Das Gegenteil ist natürlich der Fall, wenn man nicht genügend getrunken hat oder morgens Wasser lässt. Der Harn ist konzentrierter oder riecht strenger. Auch bei veränderter Ernährung (z. B. keine oder wenige Kohlenhydrate) kann der Geruch leicht abweichen. Oft kennt man aber selbst den Grund dafür. Riecht der Urin allerdings auffallend anders, könnte auch Erkrankung dahinter stecken. Hier sollte man nicht zu lange zögern und zur Sicherheit schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Noch dazu, wenn sich zusätzlich andere Beschwerden (Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen) einstellen. Mit Nieren- und Harnwegserkrankungen ist nicht zu spaßen – lieber einmal öfter den Arzt aufsuchen, als zu einmal zu wenig.

Urin – Farbe

Unser Harn besteht zu ca. 95 % aus Wasser. Die restlichen 5 % bestehen aus Abbaustoffen, z. B. Salze, Proteine, Harnsäure, Harnstoffe, wasserlösliche Vitamine und andere Bestandteile. Für die Verfärbung des Urins sind diese Abbaustoffe (Urochrome) verantwortlich. Ist dein Urin klar und hellgelb bis honigfarben, ist alles in Ordnung.

Welche deutlichen Farbveränderungen solltest du beachten?

Sehr heller, farbstoffarmer Harn: Vermutlich hast du sehr viel getrunken und dein Urin ist stark verdünnt. Solltest du aber körperliche Beschwerden feststellen, kann es sich auch um eine Nierenentzündung halten. Benutze deinen gesunden Menschenverstand und suche im Zweifelsfall ärztlichen Rat. Rötliche Verfärbungen: Hier kann es sich um Beimengungen von Blut handeln, die man auf keinen Fall ignorieren sollte. Es kann sich um Verfärbungen durch den Genuss von gewissen Lebensmitteln handeln. Dies kannst du natürlich selbst beurteilen und somit ausschließen. Blut im Urin kann auf eine relativ harmlose Blasenentzündung oder auf schwere Erkrankungen von Niere und Blase hindeuten. Eine ärztliche Abklärung ist in letzterem Fall unumgänglich. Bräunliche Verfärbungen: Bräunlich gefärbter Urin kann seine Ursache in einer Lebererkrankung haben. Er kann seine Verfärbungen von Blutbeimengungen erhalten oder durch Gallenfarbstoffe bei einer Gelbsucht verursacht sein. Auch hier bist du gut beraten, einen Arzt aufzusuchen, um auf Nummer sicher zu gehen. Tiefdunkle bis schwarze Verfärbung: Hier solltest du dir keine Zeit mehr für Spekulationen nehmen. Bei dieser Art der Verfärbung handelt es sich meist um schwere Erkrankungen, die umgehend abgeklärt werden müssen. Eintrübung: Fällt dir die Eintrübung deines Urins auf, musst du dir nicht gleich Sorgen machen. Dies kann eine völlig normale und vorübergehende Erscheinung sein, die aus Phosphorsalzen oder Schleimstoffen besteht. Allerdings können sie auch Folge einer schweren Blasenentzündung mit Eiterbildung sein. Wie immer gilt: Bist du dir unsicher oder kommen zusätzliche Beschwerden hinzu, lasse dies bitte urologisch oder allgemein-ärztlich abklären. Trinke deinen Nieren und deiner Leistungsfähigkeit zu liebe jeden Tag ca. zwei Liter Flüssigkeit. Wenn die Umstände es erfordern (Hitze, hartes Training) sollte es natürlich entsprechend mehr sein, um eine Dehydrierung mit unangenehmen Folgen zu vermeiden. Du solltest aber auch nicht übertreiben und deinen Körper in Flüssigkeit geradezu ertränken. Auch dies ist nicht gesund (Hyponatriämie) und kann gefährliche Folgen mit sich bringen. Die Farbe deines Urins kann dir erste Hinweise darauf geben, ob dein Trinkverhalten angemessen ist.